Weiter geht’s mit der Frage, was „Diakonie“ inhaltlich bedeutet…: In einem Text von Ulf Liedke habe ich folgenden Satz gefunden, der mir sehr gefällt: „Diakonie ist die Leidenschaft für die Möglichkeiten, die Menschen in sich tragen.“ Hier das Zitat im Zusammenhang:
„Von Kierkegaard stammt der Satz ‚Hoffnung ist die Leidenschaft für das Mögliche‘. Frei übersetzt: Diakonie ist die Leidenschaft für die Möglichkeiten, die Menschen in sich tragen: für die ungenutzten Ressourcen und verbliebenen Stärken, für die entwickelbaren Kräfte und die förderbare Selbstbestimmung. Statt ‚Stark für die Schwachen‘ sollte es deshalb lauten: ‚Stärken haben alle’“ (Ulf Liedke: Diakonisches Profil in der Leistungsgesellschaft – Welche Ethik brauchen wir?, Studientexte aus der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit Dresden, 02/2002, S. 5).
Oder anders gesagt: Entdecke die Möglichkeiten (die du in dir hast). Und Aufgabe der Diakonie ist es dann, bei diesem Entdecken zu unterstützen, leidenschaftlich.
Hier steckt theologisch einiges drin. Aufgabe des Menschen ist es, seine Begabungen fruchtbar werden zu lassen und einzustezen, zum eigenen Wohl und zum Wohle aller. Damit dies überhaupt möglich ist, muss ich mir meiner Begabung aber erst einmal bewusst sein. Mit anderen Worten: Ich muss auf die Suche gehen nach dem, wozu ich berufen bin. Die Aufgabe des Menschen ist es, seine eigene Berufung zu erkennen und die eigenen Begabungen zu entwickeln und einzubringen (siehe hier zum Beispiel die EKD-Denkschrift „Gerechte Teilhabe“, Gütersloh 2006, S. 11). Dabei zu unterstützen, ist die Aufgabe der Diakonie.
So einfach und schlicht das auch klingen mag, solche „Definitionen“ von Diakonie finde ich gehaltvoll. Denn sie setzen bei der „eigentlichen“ Aufgabe von Diakonie an: Berufung erkennen, eigene Möglichkeiten entdecken, Begabungen nicht verkümmern lassen und weiterentwickeln, sich selbst in dieser Welt einbringen (wenn man denn der Auffasung ist, dass dies die Aufgabe von Diakonie ist). All das, was Diakonie macht, von konkreten Dienstleistungen bis zur gesellschaftspolitischen Einflussnahme (siehe auch hier), macht sie aus Leidenschaft für die Möglichkeiten, die in den Menschen drinstecken.
Und weil es eben schon einmal so nach IKEA klang (Entdecke die Möglichkeiten…), mache ich noch eine schwedische Anleihe und formuliere die Frage: Hilfst du noch, oder entdeckst du schon?
Eine schöne Beschreibung von Diakonie! So sollte es sein!