Ich bin von Udo Schmälzle auf eine Studie aus NRW aufmerksam gemacht worden, die für die Gemeinwesendiakonie eine Menge brauchbares Erfahrungswissen bereithält: „Gemeinsam für den Stadtteil – Kooperationen von Freier Wohlfahrtspflege und Kommunen zur Stabilisierung benachteiligter Quartiere“ (2004). Die Studie bietet gutes und reichhaltiges Material, auf das die Akteure in der Gemeinwesendiakonie unbedingt einen Blick werfen sollten. Ich habe sie ins Dossier Gemeinwesendiakonie mit aufgenommen.
In der Studie geht es um „Stadtteilprävention“, das meint „einen sozialräumlichen Arbeitsansatz mit dem Ziel, sozialen Entmischungstendenzen in Stadtteilen und der Entstehung benachteiligter Quartiere entgegenzuwirken“ (S. 183). Mehrere Ansätze werden in der Studie näher beschrieben (S. 145-150; 155-156; 190-192):
- Erhalt und Ausbau von preisgünstigen Wohnungen im Stadtgebiet
- Verhinderung von Anreizen für den Wegzug einkommensstärkerer und statushöherer Haushalte
- Verhinderung der konzentrierten Zuweisung von benachteiligten Haushalten
- Abbau räumlicher Disparitäten zwischen einzelnen Stadtteilen
- Verbesserung der ökonomischen bzw. materiellen Situation der Bewohner/innen
- Verbesserung der sozialen Lage der Quartiersbevölkerung
- Förderung der Partizipation und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
- Verbesserung der Wohnraumversorgung und Wohnungsnotfallprävention
- Sensibilisierung von Akteuren aus der sozialen Arbeit und Stadtteilbewohner
- Aktivierung der relevanten Akteure im Stadtteil
Das alles ist nicht deckungsgleich mit der Gemeinwesendiakonie, aber es gibt viele Schnittmengen und Berührungspunkte.
Auch solche Kleinigkeiten wie die Arbeitsblätter (Kapitel 9.7) gefallen mir, z.B. ein Bogen zur Erfassung der vier verschiedenen Haupttätigkeiten: Einzelfallhilfe, Vernetzung auf Bewohnerebene im Stadtteil, Vernetzung auf institutioneller Ebene im Stadtteil und interne Strukturarbeit. Schlicht und einfach, aber gut (S. 197).
Abschließend noch ein Hinweis aus der Studie, der für Kirche und Diakonie interessant sein dürfte: „Zumindest die kirchlichen Wohlfahrtsverbände haben mit ihren ortsansässigen Gemeinden ein theoretisches Potenzial für ein dauerhaftes Engagement; das Engagement der Gemeinden könnte als dauerhafte ‚selbsttragende Strukturen‘ begriffen werden“ (S. 144). Dies entspricht ja genau meinem Hinweis zur Präsenz im Stadtteil (kritisch dazu siehe S. 186!).