Spirituelle Anamnese

Im Zusammenhang mit der Profilierung diakonischer Arbeit gibt es immer wieder die Forderung, Religion/Spiritualität/Glaube stärker zu thematisieren. Man kann dabei grob zwei Ansätze unterscheiden: Verkündigung und Coping. Das muss sich nicht ausschließen, aber es sind halt zwei verschiedene Intentionen.

Bleiben wir beim Coping: Der Glaube kann eine wirksame gesundheitsförderliche (oder sagen wir besser: eine lebensförderliche) Ressource sein. In diesem Sinne kann Spiritualität gerade in Beratungskontexten sinnvoll zum Thema gemacht werden.

Nun gibt es immer den Einwand, dass Religion nicht verzweckt werden dürfe, und Copingansätze sind natürlich sehr funktional gedacht. Ja, wichtiger Hinweis, aber man sollte das auch nicht überbewerten. Um nun zu ergründen, ob und inwiefern spirituelle Ressourcen genutzt werden können, bietet sich eine „spirituelle Anamnese“ an. Dazu braucht es gute Fragen.

Harald G. Koenig, amerikanischer Psychiater und Leiter eines universitären Zentrums für Spiritualität, Theologie und Gesundheit, schlägt vier Fragen vor. Man muss sie für die Soziale Arbeit etwas umformulieren, da sie aus dem medizinischen Kontext stammen, aber das dürfte ja kein Problem sein.

„1. Geben Ihnen Ihre religiösen bzw. spirituellen Überzeugungen Trost (Comfort), oder verursachen sie Stress?

2. Haben Sie Überzeugungen, die einen Einfluss (Influence) auf ihre medizinischen Entscheidungen haben könnten?

3. Sind Sie Mitglied (MEMber) einer religiösen oder spirituellen Gemeinschaft? Wenn ja, erhalten Sie von ihr Unterstützung?

4. Haben Sie weitere (Other) spirituellen Bedürfnisse, um die sich hier jemand kümmern sollte?“ (Harald G. Koenig: Spiritualität in den Gesundheitsberufen. Ein praxisorientierter Leitfaden, Stuttgart 2012, S. 48).

Das Instrument nennt Koenig dann CSI-MEMO-Schema. (Unter (amerikanischen) Medizinern und Psychologen gibt es halt dieses krampfhafte Bemühen, lustige Abkürzungen für die eigenen Tools zu entwickeln, sei’s drum…).

Und Koenig setzt noch einen drauf, er bietet auch noch eine „Ein-Frage-Methode“ an:

„Haben Sie spirituelle Bedürfnisse oder Sorgen im Zusammenhang mit Ihrer Gesundheit?“ (ebd., S. 50).

Wenn man ein bisschen sucht, findet man einige solcher Tools zur „spirituellen Anamnese“. Ich halte davon recht viel.

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