Was ist Diakonie? (#11)

„Diakonie ist fad und langweilig.“ (11’45)

Dieser Satz ist aus einer Predigt von Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich. Und der Satz lässt natürlich aufhorchen. Um es vorweg zu nehmen: Michael Chalupka hat recht – mit dem, was er mit diesem Satz meint.

Im Grunde ist es ein ganz einfacher Gedanke: Diakonische Arbeitsfelder sind oft geprägt von Routinen, wiederkehrenden Abläufen und langweiligen Situationen. So ist das nun mal, eigentlich nicht der Rede wert.

Doch interessanter Weise kommt der Alltag diakonischen Handelns in den Reflexionen über diakonisches Profil kaum vor. Wenn man sich einen beliebigen Artikel vornimmt, der sich mit der Frage nach dem diakonischen Profil beschäftigt, findet man dort mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Aussagen dazu, dass das Profil der Diakonie vor allem darin liegt, wie dort mit den Grenzfälle des Lebens umgegangen wird. Mit Tod und Sterben. Mit ethischen Dilemma-Situationen, mit bioethischen Fragen. Und selbst wenn es nicht ganz so dramatisch ist, dann sind es doch immer die ganz besonderen existenziellen Lebensfragen, die in der Diakonie aufgegriffen und bearbeitet werden. Eben darin läge das diakonische Profil.

Natürlich soll die Diakonie hierzu Positionen haben. Aber besteht darin der Kern diakonischen Handelns? Sieht so der Alltag diakonischen Handelns aus? Geht es ständig um Existenzielles? Wohl kaum.

Und daher braucht, wer in der Diakonie arbeitet,  nicht nur Geduld und Langmut (die natürlich als here Tugenden gelten), sondern auch Langeweile-Resistenz, so Chalupka.

Michael Chalupka singt das Loblied der Langeweile. Und das mag ich, denn ich finde, dass auch ein diakonischer Alltag, der langweilig ist, zur Reflexion diakonischer Identität gehören darf. Gehören soll. Und man kann’s dann ja auch wieder positiv wenden: Langeweile ist auch heilsam und schöpferisch.

Hier noch das Video zu der Predigt (10’05 – 19’20).

Michael Chalupka ist auf Twitter unter @michaelchalupka unterwegs. Folgen lohnt!

tl;dr
Diakonie ist langweilig. Nicht nur, aber durchaus in weiten Teilen. Das Nachdenken über diakonisches Profil sollte daher vor allem auch den Alltag diakonischen Handelns in den Blick nehmen.

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