Diakonische Tische

Auf dem DWI-Kongress Kirchen gegen Armut und Ausgrenzung (Frühjahr 2008) habe ich in einem Workshop folgende These von Paul-Hermann Zellfelder gehört:

„Wir benötigen mehr ‚Tischdiakonie‘ als wesentliche Ergänzung zur ‚Tresendiakonie'“ (Paul-Hermann Zellfelder, siehe auch DWI-INFO Sonderausgabe 11, Heidelberg 2009, S. 143)

Der Satz leuchtete mir sofort ein – und ist hängengeblieben. Mit „Tresendiakonie“ sind die Tafeln gemeint. Über Tafeln ist schon viel diskutiert worden, das will ich hier nicht wiederholen. Nur auf diesen einen Punkt möchte ich hinweisen, der mir erst durch Zellfelders Begriff „Tresendiakonie“ aufgegangen ist: Die Tafeln haben gar keine Tafel – sondern einen Tresen. Bei einem Tresen gibt es ein „davor“ und ein „dahinter“. Bei einer (richtigen) Tafel gibt es nur ein „drumherum“. Dies sind nicht einfach Sprachspiele, sondern diese Bilder beschreibt sehr eingängig das zugrundeliegende Hilfeverständnis. Ich will jetzt kein Tafel-Bashing betreiben, denn bei den Tafeln gibt es wirklich gute Aspekte: die Wahrnehmung unwürdiger Zustände (wie das Ausmaß der Armut), und das Potenzial, aus diesem Unterstützungsformat heraus Innovatives zu entwicklen (Tafeln können sozusagen „soziale Energie“ bündeln).

Paul-Hermann Zellfelder bringt nun die „Tischdiakonie“ als Gegenbegriff  – oder vielleicht besser: als ursprünglichen Begriff – ins Spiel und erinnert damit an die jesuanische Tradition. Richtig finde ich dabei den Hinweis, dass die „Tische“ die „Tresen“ ergänzen sollen, es geht also nicht darum, ein vermeintlich schlechtes Modell durch ein vermeintlich besseres zu ersetzen.

Wie gesagt, den Hinweis auf Tisch- und Tresen-Diakonie hatte ich bereits vor wenigen Jahren gehört, aber ich habe bisher noch nicht mitbekommen, dass tatsächlich von „diakonischen Tischen“ gesprochen wird. Auf jeden Fall ist mir im Fortbildungsprogramm 2012 der Diakonie Bayern ein Fachtag zu „diakonischen Tischen“ aufgefallen. Dort habe ich dann auch noch eine Notiz auf einen bereits durchgeführten Fachtag zu diesem Thema entdeckt, in der drei gute Reflexionsfragen genannt werden:

  • Was hat sich mit dem Projekt in der Kirchengemeinde/beim Träger verändert?
  • Was bekommen die Gäste von uns – was bekommen wir von den Gästen?
  • Was antworten wir, wenn wir gefragt werden, warum wir das tun?

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