Was ist Diakonie? (#3)

Wieder ein kleiner Impuls zu der Frage: Was macht das Diakonische aus? Diesmal beziehe ich mich auf einen Aufsatz von Fritz Lienhard: „Armut und Diakonie im Lichte des Kreuzes“. Lienhard entfaltet Diakonie anhand drei zentraler Begriffe: Demut, Gemeinschaft, Sachlichkeit.

„Wir werden Diakonie hier nicht vorzüglich als Institution oder als konkretes Handeln verstehen, sondern als Haltung, die mit dem Umgang mit der Armut verbunden ist. Es geht um drei Kennzeichen, die ich biblisch bedenken will: angenommene Schwäche, gemeinschaftliche Dimension und Sachlichkeit“ (S. 205).

Demut. Die diakonia meint nicht Wohltätigkeit als eine Tat, sondern beschreibt eine Haltung. In Lk 22, 24-27 wird „Wohltäter sein“ gar mit „herrschen“ in Beziehung gebracht. Dem gegenüber steht die Haltung der Demut. Es geht dabei nicht um pathologische Selbsterniedrigung und schon gar nicht um einen Demutswettbewerb, es geht um den Umgang mit der eigenen Schwäche. Ziel ist das Wahrnehmen der eigenen Menschlichkeit.

„Die wahre Demut besteht […] in dem Annehmen der eigenen Gebrechlichkeit, wie sie durch das Kreuz ermöglicht wird. Sie ist Bedingung für echte Diakonie“ (S. 206).

Gemeinschaft. Als zweites grundlegendes Motiv nennt Lienhard die Gemeinschaft. Gemeint ist wiederum die damit verbundene Haltung (und keine Organisationsform):

„Gemeinschaft in der Hilfe heißt, dass der Helfende nicht alleine dasteht, und das gemeinsam geholfen werden muss. Das gilt erst recht für die Ausgrenzung, die nicht auf dem Weg der Verwaltung überwunden werden kann, sondern nur durch Einführung in eine Gemeinschaft. Aber Gemeinschaft heißt auch Gegenseitigkeit der Hilfe. Würde führt dazu, dass von dem Bedürftigen auch ein Beitrag zum gemeinschaftlichen Leben erwartet wird“ (S. 207).

Sachlichkeit. Das dritte Kennzeichen zählt sicherlich nicht zu den gängigen Nennungen bei der Frage, was Diakonie ausmacht. Trotzdem ist es ein „klassisches“ Kennzeichen der Diakonie. Auch wenn die Zuwendung zu einem Menschen sicherlich sehr emotional sein kann, ist es doch in erster Linie ein sachliches Handelns. Die Begründung des Handelns liegt nicht in hoch aufgeladenen Religiosität, sondern wird schlicht durch die Not selbst geboten. In Bezug auf Jesu Rede vom Weltgericht (Mt. 25) führt Lienhard aus:

„Dem Text folgend haben die Auserwählten nicht hinsichtlich der Unglücklichen helfend gehandelt, weil sie wussten, dass Chrsitus der wahre Empfänger ihres Handelns war, sondern weil der andere Hilfe bedurfte. Es war ‚Dienst‘, ausschließlich ausgerichtet an der Not des anderen. ‚Dienen‘ ist also eine soteriologisch anspruchslose, sachliche Antwort auf die Bedürfnisse des Mitmenschen“ (S. 208).

Was ist Diakonie? Eine sachliche, gemeinschaftliche und von sich selbst absehende Haltung.

Fritz Lienhard: Armut und Diakonie im Lichte des Kreuzes, in: Eurich/Barth/Baumann/Wegner (Hg.): Kirchen aktiv gegen Armut und Ausgrenzung, Stuttgart 2010, 194-209.

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