Symbolfotos nennt man im print- und online-Journalismus Fotos, die einen Beitrag visuell unterstützen sollen, ohne dass das Foto direkt aus dem Zusammenhang des Beitrags stammt. Gut gewählte Symbolfotos sind ein wunderbarer Anker beim Lesen (und Wiederfinden) des Beitrags. Und es gibt immer wieder richtig skurile Symbolfotos. Dazu hat der Medienjournalist Stefan Niggemeier in seinem Blog eine wunderbare Sammlung angelegt.
Nun habe ich auf der Seite kirchenfinanzen.de ein schönes Foto entdeckt. Das Bild zeigt eine Reihe Diakonissen am Bahnsteig in Neuendettelsau. Mir ist es in der Diakonie schon häufiger begegnet und ich muss bei dem Foto immer wieder schmunzeln. Auf der betreffenden Seite wird es nun als Symbolfoto für „die Diakonie“ benutzt. Das Foto ist ausdrucksstark, der visuelle Anker ist deutlich. Doch genau das ist auch problematisch. Denn so sympathisch mir dieses Bild ist, und so naheliegend auch die Verknüpfung „Diakonissen“ und „Diakonie“ ist, als Symbolfoto für „Diakonie“ finde ich es unpassend.
Natürlich, Diakonissen gehören zur Diakonie. Zu Kaisers Zeiten haben sie die Diakonie nicht nur stark geprägt, sie waren die Diakonie. Und auch in der ersten Hälfte der Bonner Republik waren sie noch stilbildend für die diakonische Kultur. Nur: Das ist lange her. Die Gleichung Diakonie = Diakonissen stimmt nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Die Handlungslogiken, die Rahmenbedingungen, die Fachlichkeiten, die Motive zur Mitarbeit, die Beschäftigten, das Diakoniemanagement, die Aufgaben der gegenwärtigen Diakonie sind mittlerweile so grundverschieden von der Tradition der Mutterhaus-Diakonie, dass ich die transportierte Ineinssetzung von Diakonissen und Diakonie problematisch finde.
Die Schwierigkeit liegt darin, dass Bilder von den Tätigkeiten in der Diakonie (erziehen, pflegen, beraten,…) eben so gut auf die Arbeiterwohlfahrt, das Rote Kreuz oder einen kommerziellen Anbieter hindeuten können. Also greift man auf eindeutig Erkennbares zurück. Und etwas Erkennbareres als Diakonissen wird man wohl kaum finden. Aber diese Erkennbarkeit steht mittlerweile nur noch für die Diakonissen selbst, nicht mehr für die Diakonie.
Es geht mir nun nicht um die besagte Internetseite, die dieses Foto als Symbolisierung für „die Diakonie“ nutzt (die Seite ist übrigens einen Besuch wert!). Es geht mir hier um die grundsätzliche Schwierigkeit, dass „die Diakonie“ so schlecht mit Symbolfotos zu packen ist. Auf welche Ideen kommt man sonst so? Pro Diako nutzt hauptsächlich Naturaufnahmen. Das Diakonische Werk der EKD verwendet gerne Aufnahmen des Dienstsitzes in Berlin-Dahlem. Und viele diakonische Einrichtungen greifen auf eigene Bilder aus den einzelnen Arbeitsbereichen zurück (wenn die Persönlichkeitsrechte der Abgebildeten geklärt sind).